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Covid 19-Update: Unser Immunsystem stärken – geht das?

Covid 19-Update: Unser Immunsystem stärken – geht das? Posted on 11. September 2020

In meinem ersten Blog über die Covid-19-Erkrankung habe ich dargelegt, was wir einerseits tun können, um die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung mit dem SARS-CoV2-Virus zu reduzieren, und andererseits im Falle einer Infektion, was wir tun können, um die Wahrscheinlichkeit für einen milden Verlauf zu erhöhen. Wichtig zur Vermeidung dieser Erkrankung sind bei diesem besonderen Übertragungsmodus (von dem infizierten Rachen über Tröpfchen und Aerosole in den nächsten noch gesunden Rachen): die Maske (Mund-Nase-Schutz), der körperliche Abstand und die Hygienemaßnahmen. Zur Unterstützung eines milden Verlaufes vielleicht noch nicht so bekannt ist die sehr gute Einstellung chronischer Krankheiten, wie unter anderem Bluthochdruck, Diabetes, Arteriosklerose, Rheuma und auch Depressionen. Einfach formuliert, ist es bei chronischen Vorerkrankungen wichtig, dafür zu sorgen, dass es unserem Immunsystem gutgeht und alles, was mit Entzündung zu tun hat, vor allem bei Patientinnen und Patienten mit kardiovaskulären Risikofaktoren, sollte sehr gut eingestellt sein. Je weniger Entzündung der Körper hat oder unnötig macht, desto besser ist das für alles, was kommt, vor allem aber für eine SARS-CoV2-Infektion.

Wer es noch nicht weiß: damit sich eine richtig schlimme Arteriosklerose entwickeln kann, braucht es neben den klassischen Risikofaktoren, wie Rauchen, erhöhtem LDL-Cholesterin, Bluthochdruck und Diabetes mellitus, dazu auch immer eine große Portion Entzündung. Nur mit dieser Basisentzündung an den Gefäßen kommt es zur Arterienverkalkung. Diese Verkalkungen entsprechen dem Versuch des Körpers mithilfe von Cholesterin Gefäßentzündung zu beseitigen, was dann übrig bleibt ist eine „harte“ Narbe, die zunehmend das Gefäßlumen verengt und damit zu Durchblutungsstörungen führt. Ein wichtiger Prozess, bei dieser Gefäßentzündung mit als Folge Arteriosklerose, ist der sogenannte oxidative Stress. Oxidativer Stress bedeutet, dass sich im Rahmen von Prozessen Sauerstoffradikale gebildet haben, das sind Moleküle, wo dem Sauerstoffatom ein Elektron „geklaut“ worden ist. Das will es wiederhaben. Ein bisschen oxidativer Stress ist normal, z. B. in unseren Mitochondrien. Aber bei krankhaften Veränderungen bilden sich im Rahmen von immunologischen Entzündungsprozessen, zu viel dieser Sauerstoffradikale und die schädigen dann unsere Gewebe, wenn diese Radikale dauerhaft und in zu großer Menge nicht durch Antioxidantien abgeräumt werden können. Passiert das im Blut, werden die Gefäße geschädigt. Das kann man im Übrigen alles sehr genau mit einer eingehenden Blutuntersuchung messen. Therapeutisch kommen in einem solchen Fall Antioxidantien zum Einsatz. Es wird sich über den Nutzen von Antioxidantien, wie Vitamin C, Selen, Coenzym Q10 zwar immer noch gestritten, aber meine persönliche Erfahrung ist – und zwar auch schon vor Corona –, dass man nach wirklich spezifischer individueller Labordiagnostik und Einstellung der wichtigsten fehlenden Vitamine, Mineralien, Spurenelemente und auch Hormone die Infektanfälligkeit im Allgemeinen sehr schön reduzieren kann.

Individuelle Dosierung ist erforderlich

Im Folgenden werde ich einige Substanzen aufzählen, für die ich in meinen Recherchen der letzten Monate gute therapeutische Hinweise gefunden haben, sodass es sich lohnt, sich hier um eine gute Einstellung zu bemühen. Alle genannten Substanzen sind im Allgemeinen sicher, günstig und man kann wirklich nicht viel falsch machen. Trotzdem bitte nicht einfach hingehen und alles einfach so kaufen. Damit es wirkt, ist es wirklich wichtig, sich mit jemandem, der Ahnung von diesen Dingen hat, zusammenzusetzen, also einer Ärztin/einem Arzt oder auch Heilpraktikerin/Heilpraktiker. Die Kollegen sollten sich intensiv mit der Labordiagnostik, der orthomolekularen Medizin und auch der Inneren Medizin beschäftigt haben. Man muss im Blut die Spiegel messen, um zu sehen, was der Einzelne in welcher Dosis wirklich wichtig braucht, um das Immunsystem zu stärken oder zu modulieren und um darüber die Entzündung zu reduzieren. Erfahrungsgemäß machen die Patienten, die sich allein auf den Weg begeben, eher nicht wirklich etwas falsch, aber sie machen es einfach nicht richtig: Es bringt beispielsweise nicht sicher etwas, 25 mg Zink am Tag zu nehmen, wenn man nicht weiß, wie der persönliche Bedarf ist. Manche Patienten brauchen täglich 2x 75 mg Zink, um einigermaßen im therapeutischen Zielbereich im Vollblut anzukommen. Andere Menschen brauchen gar kein Zink, weil der Spiegel im Blut o.k. ist. Selbst, wenn diese Menschen dann 25 mg Zink nehmen, schadet es nicht, aber es wird auch nicht helfen, den Virusinfekt zu verhindern. Genauso sieht es mit Vitamin D aus. Ein sehr wichtiger Faktor, vor allem, weil wir alle in Deutschland, insbesondere im Winter, einen Vitamin-D-Mangel haben. Jeder von uns braucht seine persönliche tägliche oder wöchentliche Vitamin-D-Dosis. Es spielen viele Faktoren eine Rolle: die Genetik im Vitamin-D-Stoffwechsel, der Hauttyp, das Alter der Haut, die Ernährung und die Zeit an der Sonne (ohne Sonnenschutz!), aber auch Medikamente und vorhandene Krankheiten. Bei den Menschen, die hier in Deutschland leben, reicht der Dosisbereich bei Vitamin D von 500 IE bis zu 10.000 IE täglich, um den Zielwert von 50–60ng/ml Vitamin-D-25-OH zu erreichen. Bei Vitamin D kann man bei hohen Dosen etwas falsch machen, vor allem, wenn man zu den Menschen gehört, die nicht viel brauchen.

Bei den einzelnen Schutzfaktoren werde ich keine Studien nennen, es gibt sie zur Genüge und ich spreche aus Erfahrung, um allgemein das Immunsystem zu unterstützen, warum soll das jetzt für den SARS-CoV2-Virus anders sein? Natürlich möchte ich, dass alles wissenschaftlich korrekt ist und hier haben mich in der letzten Zeit insbesondere zwei amerikanische Kollegen inspiriert und begleitet, die seit Beginn der Covid-19-Pandemie regelmäßig ganz wunderbare und sehr gut recherchierte Youtube-Videos veröffentlicht und auf diese Weise äußerst differenziert das Neuste aus Forschung und Klinik bei Covid-19 berichtet haben. Hier die beiden Links zu den letzten Beiträgen von Dr. Roger Seheult, dem Corona Pandemic Update 106 vom 4. September 2020, und dem Beitrag Oxford Vaccine Trial Halted von Dr. Mobeen Syed vom 11. September 2020.
Manchmal konnte ich mein Glück kaum fassen: Mindestens 10 Substanzen, die ich schon vor Corona in meiner Praxis regelmäßig untersucht und eingesetzt habe, wurden vorgestellt mit einem möglichen therapeutischen Nutzen bei Prävention und im Krankheitsfall. Auch eine sehr gut recherchierte Übersicht zu präventiven Therapieansätzen mit orthomolekularen Substanzen mit Angabe von vielen Studien, findet sich in dieser ausführlichen Laborinformation.

Vitamin D

Ja, ich weiß, ist langweilig, hat man doch schon so oft gehört, aber Einfaches ist doch gut. Es ist sicher, dass ein Vitamin-D-Mangel (25-0H Vitamin D3 < 30 ng/ml) anfälliger macht für Atemwegsinfektionen und dass ein „guter“ Vitamin-D-Spiegel schützt. Ein sinnvoller Zielwert beim 25-OH-Vitamin-D3 ist 50–60ng/ml. Fast alle Menschen, die in Deutschland leben, haben ganzjährig Werte unter diesem Spiegel, das ist so! Wenn nur wir alle im nächsten Winter keinen Vitamin-D-Mangel mehr hätten, wäre unser Immunsystem sicher für jede Atemwegsinfektion, auch Covid-19, besser aufgestellt. Wer es immer noch nicht glauben mag, der lese hier eine ganz neue Publikation von Michael F. Holick, dem Experten für Vitamin D überhaupt.

Vitamin C

Auch langweilig, dafür macht jede Apotheke ja schon im Winter Werbung, aber auch Vitamin C ist etwas, was sicher helfen kann, Infekte im Winter zu vermeiden. Wichtig ist zu wissen, dass jeder von uns einen unterschiedlichen Bedarf an Vitamin C hat, um im Blut einen therapeutisch wirksamen Spiegel aufzuweisen. Das ist im Übrigen grundsätzlich so, bei allen Vitaminen, Mineralien und auch Hormonen, wie Vitamin D. Wenn man wirklich wissen will, was der oder die Einzelne individuell braucht, muss man messen. So viele Faktoren spielen bei dem Bedarf an Vitamin C eine Rolle: Stress im Leben, das Alter, die Ernährung, der Darm, Rauchen, das Vorhandensein von oxidativem Stress, Medikamente, chronische Krankheiten etc. Es gibt Menschen, die trotz Obst und Gemüse in der Ernährung zusätzlich noch 3000 mg Vitamin C über den Tag verteilt brauchen, um „gute“ Spiegel im Blut zu haben. Man kann Vitamin C auch hochdosiert intravenös geben, das machen einige Ärzte und Heilpraktiker gern in Erkältungszeiten, da werden 15 g, also 15.000 mg als Infusion gegeben. Vitamin C ist sicher. 2x 500 mg täglich werden prophylaktisch im MATH-plus-Protokoll von Prof. Marik für alle empfohlen, die sich vor einer Corona-Infektion schützen wollen.

Zink

Auch nichts Neues, aber so hilfreich! Zink hat so viele wichtige Funktionen in unserem Stoffwechsel, gerade auch für die Haut, die Schleimhäute und das Immunsystem. Zink hilf bei einer Infektion mit SARS-CoV2 zu verhindern, dass sich der Virus ungehemmt in unseren Schleimhautzellen vermehren kann. Eine gute Versorgung mit Zink schützt unser Immunsystem. Zinkmangel ist in meiner Praxis ein häufiger Befund. Ca. 10 % der Patienten mit Zinkmangel brauchen sogar sehr hohe Dosierungen (2x 75 mg/d), um im Vollblut einen wirksamen Spiegel zu erreichen. Zink gelangt nur schwer in die Zelle. Die Aufnahme wird durch die Einnahme von Quercetin, einem pflanzlichen Antioxidans, verbessert.

Selen

Ebenfalls bekannt. Ein superwichtiges Spurenelement und ein Mangel ist bei uns in Deutschland weit verbreitet, weil unser Boden selenarm ist. In meiner Praxis messe ich Selen oft (auch am besten im Vollblut) und es ist erstaunlich, wie viele Menschen doch relativ hohe Dosierungen brauchen, damit sie mit Selen gut versorgt sind. Ich nutze zur Substitution nur das anorganische Natriumselenit. Bei organischen Verbindungen, wie Selenmethionin, habe ich oft erlebt, dass die Spiegel im Therapieverlauf zu hoch ansteigen, und das Selen auch nicht ankommt, da wo es hinsoll. Die täglichen Dosierungen variieren von 100 µg bis 900 µg. Auch bei Selen, wie bei Vitamin D, Vitamin C und Zink, benötigt jeder seine individuelle Dosis, um wirksame Spiegel im Vollblut zu erreichen (140-160µg/l).

Melatonin

Das ist nun echt mal was Neues. Viele kennen Melatonin „nur“ als unser Schlafhormon, aber diese Substanz hat noch weitere, sehr wichtige Funktionen in unserem Körper. Melatonin wird von Prof. Marik in seinem MATH-plus-Protokoll (siehe oben) sowohl prophylaktisch wie auch therapeutisch als hochpotentes Antioxidans genutzt. Zudem hat es antivirale (also vor Viren schützende) Eigenschaften. Wichtig ist, ein retardiertes Melatonin zu benutzen, da Melatonin eine sehr kurze Halbwertzeit hat und wenn man über einen längeren Zeitraum eine Wirkung haben möchte, benötigt man Melatonin in retardierter Form.

Estriol (E3) transdermal

Ein wichtiger Aspekt ist eine gute Qualität der Schleimhaut. Postmenopausal haben viele Frauen bei Östrogenmangel eine sehr trockene Schleimhaut im Bereich der Scheide, aber auch an den anderen Schleimhäuten macht sich Östrogenmangel mit Trockenheit bemerkbar: Augen, Mund, Nase, Atemwege, Verdauungswege und Blase. Praktisch wird Estriol als zum Beispiel Oekolp® oder Ovestin® nur verordnet, wenn die Vaginalschleimhaut der Frau trocken und atrophisch ist. Wenn sie diese dann aber mit E3 unterstützt (lokal vaginal oder auch auf den Innenseiten der Oberschenkel), pflegt und behandelt sie damit systemisch die gesamten Schleimhäute des Körpers. Oft berichten die Frauen, dass nach Beginn einer vaginalen Anwendung mit beispielsweise Ovestin® auch die Trockenheit im Bereich der Augen und des Mundes nachgelassen hat. Es ist wichtig „unten“, wie „oben“ eine gut gepflegte Schleimhaut zu haben, um möglichst den maximalen Schutz über eine funktionierende „Grenze“ zu gewährleisten.

N-Acetylcystein

Eine sehr interessante Substanz ist auch noch N-Acetylcystein (NAC). NAC ist eine Aminosäuren-Vorläufersubstanz von Glutathion. Das Glutathionsystem ist in unserem Körper das System, mit dem wir oxidativen Stress – also Sauerstoffradikale – entsorgen. Da sich bei einem schlechten Verlauf mit Covid-19 die Daten häufen, dass dieser schlechte Krankheitsverlauf von massivem oxidativem Stress begleitet wird, macht die Einnahme präventiv, wie therapeutisch Sinn. Sie schadet auch nicht. Hier Beiträge zu NAC von Dr. Seheult und Dr. Syed.

Wenn wir nur alle vor dem nächsten Winter gut ausgestattet wären mit Vitamin D, Vitamin C, Selen und Zink, dann wird es für den Coronavirus schwerer uns zu infizieren und uns krank zu machen. Natürlich gibt es noch vieles mehr, was auch gut hilft, um das Immunsystem zu stärken, aber fangen wir doch einfach an, Schritt für Schritt.