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Nierenschutz – was ist zu tun?

Nierenschutz – was ist zu tun? Posted on 2. Februar 2020

Was ist zu tun, wenn man seine Nierenfunktion so lange wie möglich gut unterstützen und lang erhalten möchte?

Bitte nicht rauchen!

Erstens das Allerwichtigste vorab: bitte nicht rauchen. Genauso wie das Herz, das Gehirn und die Augen, sind auch die Nieren in ihrer Funktion abhängig von der Qualität ihrer Gefäße. Je gesünder die Gefäße, je weniger Arteriosklerose (Gefäßverkalkung), desto besser bleibt die GFR (glomeruläre Filtrationsrate) auch im Alter erhalten. Was haben Nieren mit den Gefäßen zu tun? Ist doch logisch, nur wenn die Nieren gut durchblutet werden, können sie auch gut, schnell und viel waschen. Man muss sich das so vorstellen: In diese Glomeruli-Waschmaschinen fließt auf der einen Seite das Blut durch ein kleines arterielles Gefäß rein und auf der anderen Seite fließt das Blut durch ein abführendes kleines Blutgefäß gewaschen wieder raus. In der „Mitte“ dieser Waschmaschinen wird dann das Blut gegen eine ganz besondere Gefäßwand (Kapillarwand) gefiltert und auf der anderen Seite entsteht der schon erwähnte Primärharn. Nur das, was herausgefiltert werden soll, geht rüber und alles, was im Blut bleiben soll, bleibt. Wenn diese kapillare „Filterwand“ durch Entzündung in ihrer Struktur verändert wird, verlieren die Waschmaschinen ihre „Waschkraft“ und wenn diese Situation länger anhält, veröden diese Glomeruli. Sie verschwinden und es bleibt eine Narbe aus Bindegewebe. Das ist genau das, was beim Rauchen, aber auch bei einem zu hohen Blutdruck, beim Diabetes und beim Vorhandensein aller anderen kardiovaskulären Risikofaktoren passiert. Deswegen, eine große Bitte: Auf keinen Fall anfangen zu rauchen und wenn Sie rauchen, bitte aufhören, wenn Sie von Ihren Nieren noch lange etwas haben möchten.

Trinken!

Zweitens ist es wichtig, seine Nieren täglich zu „bewässern“. Eine Waschmaschine ohne Wasser kann auch keine Kleider waschen und wenn die Waschmaschinen kein Wasser bekommen, leidet das Nierengewebe. Je nach Alter, Körpergröße, Klima, Bewegung, Sport, Schwitzen und Umweltbelastung sind pauschal bei unserer Lebensweise 2–3 Liter täglich ein guter Rat. Das hört sich für junge Menschen leicht an und die trinken meistens auch von alleine 3 Liter, aber ich weiß, dass viele ältere Menschen keinen Durst verspüren und deswegen das Trinken oft auch vergessen wird. Das ist nicht gut, erst recht nicht, wenn der Körper belastet ist und seine Gifte schnell wieder loswerden möchte. Viele ältere Menschen trinken extra nichts, weil sie eine schwache Blase (Frauen) oder eine vergrößerte Prostata (Männer) haben. Wenn sie gut trinken, müssen sie dauernd auf die Toilette, was natürlich unterwegs nervig ist. Andere trinken während der Arbeit, vor lauter Stress in der Schule oder im Büro nichts und trinken dann abends völlig verdurstet 2 Liter und wundern sich dann, dass sie nachts raus müssen. Also bitte kümmern Sie sich um eine regelmäßige harmonische Bewässerung Ihrer Nieren, so wie sich viele im Sommer auch sehr liebevoll um die Blümchen in ihrem Garten kümmern.

Die Sache mit dem Bluthochdruck

Drittens ganz wichtig ist ein gesunder Blutdruck von 110/70mmHg oder 120/80mmHg. Wenn Nieren krank sind, verursachen sie Bluthochdruck und ein erhöhter Blutdruck macht wiederum die Nieren krank. Ein Teufelskreis. Wieso ist das so?
Der Blutdruck ist ein entscheidender Faktor für die gesunde Lebenszeit der Nieren. Das Knifflige: Er darf nicht zu hoch und er darf nicht zu niedrig sein. Ein guter Blutdruck ist einerseits Quelle für den Filtrationsdruck in den Waschmaschinen, das bedeutet: ohne ausreichenden Blutdruck keine Blutwäsche. Deswegen kann es beispielsweise bei einem plötzlichen Blutdruckabfall im Rahmen einer Operation mit viel Blutverlust auch mal zu einem akuten Nierenversagen kommen. Das gilt es eben durch eine gute Bewässerung zu vermeiden. Andererseits, wenn in der Mitte der Waschmaschine, wo das Blut gegen die kapillare feine Filterwand gewaschen wird, ein zu hoher Druck herrscht, geht die Filterwand kaputt. Das ist, wie ein Hammer, den man immer und immer wieder gegen die Wand haut, es entstehen dann Löcher und wenn Löcher in der Filterwand sind, können plötzlich kleine Eiweiße aus dem Blut (Albumin) durch die Filterwand durchflutschen und die ganzen Kanälchen, die danach kommen, regen sich auf und gehen kaputt, da sie Eiweiß nicht in ihrem Kanalsystem kennen. Ein Frühwarnsystem ist es also bei Patienten (mit Bluthochdruck, aber auch Diabetes mellitus im Urin) durch sehr empfindliche Teststreifen eine sogenannte Mikroalbuminurie auszuschließen. Wenn diese signifikant nachweisbar ist, haben die Nieren an den Filterwänden in den Glomeruli schon einen relevanten Schaden erlitten und es muss der Blutdruck und auch die anderen Gefäßrisikofaktoren entweder beseitigt werden, wenn das möglich ist (Rauchen, erhebliches Übergewicht), oder eben gut mit Medikamenten eingestellt werden. Bluthochdruck oder eine essentielle arterielle Hypertonie ist eine sehr häufige Erkrankung in unserer Gesellschaft, vor allem steigt der Blutdruck auch beim Älterwerden, die Gefäße werden steif, die Hormone ändern sich und ja, zu viel Gewicht und zu wenig Bewegung lassen den Blutdruck über die Jahre auch steigen. Natürlich hängt das gehäufte Vorkommen von Bluthochdruck auch mit unserer nicht immer so ganz gesunden Lebensweise zusammen, mit Stress und viel Kaffee, aber es gibt auch viele Menschen, die schlank sind, alles richtig machen und trotzdem mit 55 Jahren nach den Wechseljahren einen Bluthochdruck bekommen, weil es auch viele genetische Faktoren gibt, die diese Volkskrankheit so oft vorkommen lassen. Egal, warum man den Hochdruck bekommen hat, ob nun schuldig oder unschuldig, wichtig ist, ihn zu behandeln und dann natürlich, ist es wichtig zu versuchen etwas zu finden, was ihn auch wieder verschwinden lässt. Aber das dauert manchmal und gelingt auch einfach nicht immer. Bitte machen Sie es mit dem Blutdruck umgekehrt, erst auf gute Werte einstellen (bspw. 120-130/80mmHg), dann über Änderungen der Lebensweise, Ernährung, Atmung, Gewicht und Gabe von zum Beispiel Magnesium und Q10 versuchen, dass der Blutdruck so niedrig wird, dass man die Pillen wieder absetzen kann. Wenn der Blutdruck vor Medikamenten <110/70mmHg ist, kann man anfangen, die Antihypertensiva Schritt für Schritt zu reduzieren. Auch das Gehirn wird es ihnen langfristig danken.

Vorsicht bei Medikamenten!

Viertens ist es wichtig, die Nieren zu beschützen vor zu intensiver Medizin, wenn sie denn nicht sein muss. Bestimmte nephrotoxische Antibiotika wie Cotrimoxazol oder Gentamycin sind zu vermeiden. andere Antibiotika, die renal (also von den Nieren) ausgewaschen werden, wie Ciprofloxacin oder Amoxicillin müssen in einer reduzierten „Nieren-Dosis“ gegeben werden, da sich sonst zu hohe Spiegel ansammeln. Auch bestimmte Schmerzmittel wie Diclophenac (Voltaren) und Ibuprofen sind in hohen Dosierungen über längere Zeit zu vermeiden, bei fortgeschrittener Niereninsuffizienz oder bei Zustand nach Nierentransplantation sind sie sogar ganz verboten. Auch problematisch können die verschiedenen Röntgenkontrastmittel sein, wie sie für das CT, das MRT oder auch den Herzkatheter benötigt werden, da sie über die Nieren ausgewaschen werden. Natürlich muss der Herzkatheter sein, wenn das Herz bei Herzinfarkt akut in Not ist, aber wenn der Arzt oder die Klinik weiß, dass die Nierenfunktion schwach ist (und das muss ihnen eben jemand vorher sagen), dann können die Mediziner auf diese individuelle Situation Rücksicht nehmen und den Katheter möglichst nierenschonend durchführen.

Weitere Parameter

Fünftens gibt es viele weitere Aspekte und Parameter, die man im Stoffwechsel bei Nierenschwäche beachten muss. Neben der optimalen Einstellung der kardiovaskulären Risikofaktoren Blutdruck, Zucker und Cholesterin, lohnt es sich, auch den Vitamin-B-, Vitamin-D- und Eisen-Stoffwechsel zu optimieren und ggf. Mängel unter Laborkontrolle in wirksamer Dosis zu substituieren. Es gilt des Weiteren, die Entzündungsneigung zu reduzieren und wiederholte Harnwegsinfekte zu vermeiden bzw. früh zu behandeln.

Beachtet man diese fünf Maßnahmen präventiv, also vorbeugend, oder auch kurativ, hier sind die Nieren schon in ihrer Funktion eingeschränkt, kann man die Lebenszeit der Nieren um viele Jahre verlängern. Wollen wir im Alter fit sein und uns die technischen Möglichkeiten, die es in der modernen Medizin gibt, leisten können, brauchen wir eine gute stabile Nierenfunktion an unserer Seite. Fragen Sie beim nächsten Labortermin Ihren Arzt nach Ihren Nierenwerten, erfragen Sie aktiv, ob der Urin frei von Eiweiß und Blut gewesen ist, trinken Sie genug und regelmäßig und kümmern Sie sich um eine gute Blutdruckeinstellung, ggf. auch mit Tabletten, um dann in Ruhe mithilfe einer gesünderen Lebensweise – wenn möglich – die Tabletten auch wieder loszuwerden. Viel Erfolg!